Menschen, die eintreffende Reize anders wahrnehmen und verarbeiten als neurotypische Menschen, haben eine neurodivergente Wahrnehmung. Daran ist erst einmal nichts falsch. Es ist nur anders.

Da unser gesamter Alltag in der Regel an neurotypischer Wahrnehmung ausgerichtet ist, tun sich Menschen mit neurodivergenter Wahrnehmung mitunter im Alltag schwerer und erleben ihn als herausfordernder und oft anstrengender als neurotypische Menschen.

In der Sozialisation lernen Kinder in der Regel,
* wie die Gesellschaft, in der sie leben, funktioniert.
* welche Verhaltensweisen in welchen Situationen als passend erachtet werden.
* innere und äußere Reize zu verarbeiten und sich zu strukturieren.

Kinder, die eine neurodivergente Wahrnehmung haben, brauchen, genauso wie neurotypische Kinder, Begleitung und Unterstützung dabei.

Viele Erziehungsmethoden und Unterstützungsmöglichkeiten in Erziehungsratgebern und auch im Internet etc. sind an neurotypischer Wahrnehmung orientiert. Dann stoßen Bezugspersonen in ihrer Begleitung von neurodivergenten Kindern an ihre Grenzen. Und neurodivergente Kinder fühlen sich oft nicht gesehen, nicht verstanden oder einfach nur „falsch“.
Auch Eltern von neurodivergenten Kindern, die versuchen, neue Wege mit ihrem Kind zu gehen, werden oft falsch verstanden, belächelt oder belehrt, wie es „richtig“ geht.

Nachdem ca. 15-20 % aller Menschen neurodivergent sind, ist davon auszugehen, dass dies auch auf Kinder zutrifft. Dann ist ca. jedes fünfte Kind neurodivergent. Für die Betreuung in Krippe, Kindergarten, Hort/Ganztagesschule und auch in der Tagespflege bedeutet es, dass es höchstwahrscheinlich ist, dass es mindestens ein Kind gibt, das eine neurodivergente Wahrnehmung hat.

Oftmals bekommen neurodivergente Kinder/Menschen früher oder später eine Diagnose, wie ADHS, Autismus-Spektrum-Störung, Dyskalkulie, Legasthenie, Hochsensibilität etc. Eine Diagnose kann helfen, ähnlich wie ein Kompass, um passende Unterstützungsmöglichkeiten zu finden.
Das Herausfordernde in Krippe, Kindergarten und auch der Tagespflege ist jedoch, dass die Kinder oftmals (noch) keine Diagnose haben, trotzdem schon da sind und entwicklungsförderlich begleitet werden sollten. Zudem ist der Weg zur Diagnose oft lang, von den ersten Antragsformularen bis zum lang erwarteten Platz in der Diagnostik.

Es lohnt sich also, hinzuschauen und sich Gedanken zu machen:
* Was kann bei neurodivergenten Kindern anders sein?
* Wie können neurodivergente Kinder im Alltag entwicklungsförderlich begleitet werden?
* Wie kann eine Alltagsgestaltung für neurodivergente Kinder und neurotypische Kinder, die gemeinsam betreut werden, aussehen?

In meinen Fortbildungen kommen wir bei unterschiedlichen Themen immer wieder an den Punkt, dass die „normale“ Entwicklungspsychologie oder die „normale“ Alltagsgestaltung und Begleitung bei einigen Kindern nicht „funktioniert“. Über Fallbesprechungen und gemeinsame Überlegungen lassen sich meist Wege finden, was in der Begleitung dieses Kindes helfen kann.

Das Schöne und Spannende ist oft, dass das, was neurodivergenten Kindern in ihrer Begleitung hilft, oft auch sehr entwicklungsförderlich für neurotypische Kinder wirken kann.
Und ja, manchmal muss es auch sein, dass wir Erwachsene „um die Ecke denken“ und uns von „alten“ Erziehungsvorstellungen verabschieden.

Für mich ist es nun an der Zeit, das Thema „Neurodivergente Kinder begleiten“ fest in mein Fortbildungsprogramm aufzunehmen.

Gerne können Sie das Thema als Inhouse-Fortbildung anfragen und wir stimmen es gemeinsam auf Ihre aktuelle Situation ab.

Für die Beschäftigung mit der Frage, wie neurodivergente Kinder begleitet werden können, ist es hilfreich, wenn entwicklungspsychologisches Wissen zur Entwicklung von neurotypischen Kindern bereits vorhanden ist.

Wir können auch gemeinsam bereits vorhandenes Wissen ausgraben, auffrischen, vertiefen und erweitern. Manchmal macht es dann auch Sinn, mehrere Tage an einem Thema zu arbeiten und/oder eine Prozessbegleitung anzudenken.

Falls Sie das Thema neugierig gemacht hat oder Sie schon mitten in der Begleitung von neurodivergenten Kindern stecken und sich Unterstützung und Begleitung wünschen, melden Sie sich gerne.

Herzlichst
Ihre Kerstin Müller 😊