Ihnen ist bestimmt auch schon der geflügelte Satz „Auf die Haltung kommt es an“ begegnet.
Haltung nimmt in der Pädagogik eine sehr prominente Position ein.
Sie besteht aus allen gesammelten und reflektierten Erfahrungen. Wenn Sie so wollen, ist die Haltung das Ergebnis des Straßen- und Autobahnsystems in unseren Köpfen.

Wie kann es gelingen, die eigene Haltung (weiter-) zu entwickeln?

Haltung ist nichts Statisches, sie entwickelt sich mit jeder gemachten Erfahrung weiter. Hier gibt es jedoch Unterschiede: Sind die Erfahrungen die gleichen bzw. ähneln sie den vorangegangenen Erfahrungen, so bilden sich keine neuen Straßen und Autobahnen. Die Haltung bleibt stabil.

Lassen Sie sich jedoch auf neue Erfahrungen ein, z.B.:
* machen Sie eine neue Fortbildung,
* lesen Sie ein (neues) Fachbuch,
* beschäftigen Sie sich mit Forschung/Studien,
* lernen Sie eine neue Technik/Methode (z.B. Beobachtungsinstrument) anzuwenden,
* nehmen Sie eine andere Sichtweise auf das Verhalten der Kinder ein,
* lernen ein neues Hobby,
* etc.,
so machen Sie neue Erfahrungen, die zu neuen Straßen werden können, und entwickeln somit Ihre Haltung (langsam) weiter.

Nach vielen Jahren der Haltungsentwicklung kann ich Ihnen sagen, dass es sich lohnt, die eigene Haltung regelmäßig zu überprüfen, sich selbst regelmäßig zu fragen: „Lebe ich noch das, was ich vermitteln möchte?“ „Wie hat sich meine Erfahrungswelt verändert? Passt sie noch zu meinen Zielen?“

Durch gesellschaftliche Veränderungen haben sich auch die Erfahrungen verändert, die Kinder sammeln (können). Sie kommen mitunter mit anderen Fähigkeiten und anderem Vorwissen in die Kita als noch vor 10, 15 Jahren.

Als pädagogische Fachkraft ist es also fast unumgänglich, die eigene Haltung regelmäßig weiterzuentwickeln, um alle Kinder da abzuholen, wo sie stehen und ihnen Lern- und Bildungsräume zu eröffnen.

Mitunter kommen auch Vorgaben „von oben“ dazu. Das haben wir alle in der Corona-Pandemie erleben können, wenn Vorgaben zum Infektionsschutz bis in den pädagogischen Alltag und die Interaktionen mit den Kindern hineinwirken.

Nach über einem Jahr der Corona-Maßnahmen ist es also ein guter Zeitpunkt für eine Selbstreflexion: Haben die Vorgaben mein Handeln beeinflusst oder sogar bis in meine Haltung hineingewirkt?
* Hat sich meine Haltung verändert?
* War die Veränderung in meinem Sinne?
* Möchte ich manchen Veränderungen entgegenwirken?
* Möchte ich mich an manche Abläufe, Strukturen, Rituale erinnern, die wir „früher“ gemacht haben und die in Vergessenheit geraten sind?

Hören Sie da auf Ihr Gefühl und spüren Sie in sich hinein.

In Ihrer Haltung sind alle Erfahrungen, die Sie gemacht haben, integriert. Sie gehört zu Ihnen. Manche Erfahrungen sind uns so bedeutsam, dass sie uns sehr geprägt haben, auf andere Erfahrungen hätten wir getrost verzichten können und trotzdem waren sie auf die ein oder andere Weise wichtig. Und auf manche Erfahrungen, die wir morgen machen, können wir Einfluss nehmen, indem wir uns bewusst Handlungen vornehmen oder bewusst ein Stückchen grüne Wiese erobern.

Wichtig ist, dass Sie wissen:
* wo Sie stehen,
* wo Sie hinwollen
* ob sie auf der „passenden Spur“ sind und
* ob es für Sie stimmig ist oder nicht.

Viel Freude beim Entwickeln Ihrer Haltung, in Ihrem Tempo und in Ihre Richtung. Und wenn Sie das Gefühl haben, dass es Ihnen guttut, wenn ich Sie ein Stückchen des Weges begleite, dann melden Sie sich gerne. Ich freue mich auf Sie.

Herzliche Grüße und eine gute Zeit.
Ihre Kerstin Müller