Eine meiner Lieblingsgeschichten in der Weihnachtszeit ist die Legende vom ersten Strohstern, die davon berichtet, dass die Hirten bei ihrem Besuch im Stall von Bethlehem alle etwas mitbrachten,

nur der kleine Hirtenjunge war traurig, weil er nichts zu schenken hatte. Aber der neue Stern, der über dem Stall aufgegangen war leuchtete durchs Fenster und ließ einige Strohhalme aufleuchten. Das brachte ihn auf die Idee, einen Strohstern zu basteln und mitzubringen.

Auf den ersten Blick erklärt diese Geschichte, warum an so vielen Christbäumen Strohsterne hängen.

Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass es so viele unterschiedliche Wege gibt Wertschätzung und Zuneigung auszudrücken. Jeder tut es auf seine Weise, im Rahmen seiner Möglichkeiten und den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Es ist auch viel bereichernder, wenn jeder seinen eigenen Weg wählt und es zu unterschiedlichen Gaben kommt.
Schwierig wird es nur dann, wenn wir eine bestimmte Art des Ausdrucks von Wertschätzung erwarten oder wenn wir genau wissen, von welcher Person (oder Personengruppe) wir Wertschätzung erwarten – und dann natürlich auch gleich die Art der Wertschätzung festlegen.

Weihnachten ist eine gute Gelegenheit, sich selbst wieder klarer zu werden, was das Wesentliche im Kontakt mit anderen Menschen ist:
* Wie kann ich meine Wertschätzung für andere Menschen ausdrücken?
* Ist es wirklich gut, wenn ich mich für andere Menschen verbiege und ihnen die Wertschätzung exakt so gebe, wie sie es erwarten, obwohl es nicht mein Weg ist?
* Wie kann ich damit umgehen, wenn mein Ausdruck von Wertschätzung abgewiesen wird?
* Kann ich mich über Arten der Wertschätzung von anderen Menschen freuen, auch wenn es nicht meine Wege sind?
* Kann ich Wertschätzung hinter einem Verhalten erkennen, das ich auf den ersten Blick anders deute?

Und dann sollten wir alle nicht vergessen, dass es jeden Tag die Möglichkeit gibt, uns gegenseitig Wertschätzung entgegen zu bringen – nicht nur an Weihnachten oder anderen Festtagen:
* ein Lächeln schenken,
* ein paar freundliche Worte wechseln,
* Sorgen und Ängste ernstnehmen,
* versuchen zu verstehen, was den anderen wirklich bewegt,
* dem anderen seine Meinung zuzugestehen, auch wenn es nicht die eigene Meinung ist.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und vor allem: Bleiben Sie gesund und zuversichtlich.
Herzliche Grüße
Ihre Kerstin Müller