In der aktuellen Pandemiesituation ist es möglich, dass das Gehirn in eine Art „Notfallmodus“ umgeschaltet hat. Das kann in gefährlichen, bedrohlichen Situationen geschehen, die große Angst auslösen. Zumindest hatte ich das bei mir beobachtet und Wege gesucht, wie ich wieder in einen „Normalmodus“ finden kann. Wenn es Ihnen genauso geht, finden Sie hier ein paar Anregungen, was helfen kann.

 

Bei großer Angst, Unsicherheit oder Belastung kann das Gehirn in eine Art „Notfallmodus“ umschalten. Das ist eine Schutzfunktion, die unter großer Belastung und/oder Angst auslösenden Situationen das Überleben sichert. In der Regel greift dieser Modus beim Erleben von Naturkatastrophen, Krieg oder ähnlichen Ereignissen. Die andauernde Pandemie kann auch solch ein Ereignis darstellen. In der Pandemie sind verschiedenste Ängste aufgetaucht, wie die Angst vor dem Virus, vor Tod, dem Verlust naher Angehöriger, der Überlastung des Gesundheitssystem oder auch Existenzängste in verschiedenen Branchen.

Was kann dem Gehirn helfen, wieder in einen „Normalmodus“ zu finden?
* Sich bewusst informieren, wenn Information gebraucht wird: Keine Dauerinformation über Radio, Fernseher, Handy, z.B. Push-Nachrichten oder im Internet.
* Agieren statt reagieren: Selbst wieder ins Handeln kommen und nicht darauf warten, dass sich die Rahmenbedingungen ändern, die dann Handlungsoptionen zulassen oder beschneiden.
* Achtsam und respektvoll mit sich selbst und den Mitmenschen umgehen statt ängstlich zu sein.
* Den inneren Spannungszustand regelmäßig prüfen und Regulationstechniken und Entspannungsübungen anwenden.
* Die eigenen Emotionen wahrnehmen, annehmen und regulieren, besonders Angstgefühle regulieren.
* Kleine stärkende Rituale in den Alltag einbauen, um in der Mitte zu bleiben und somit in der eigenen Kraft zu sein.
* Dankbar sein für das, was da ist: Vor lauter Notfallmodus ist es manchmal gar nicht so leicht, die Dinge zu erkennen, die da sind, für die es sich lohnt dankbar zu sein.
* Angemessene Erwartungen haben: Werden die eigenen Erwartungen an den vorhandenen Handlungsraum angepasst, können passende Handlungen besser ausgewählt werden und ein Agieren wird möglich.

Für mich war es eine spannende Erkenntnis, dass mein Gehirn in der Pandemie angefangen hat auf Notfallmodus umzuschalten. Genau kann ich auch nicht sagen, wann das war, vermutlich ganz am Anfang. Es hat auch eine ganze Weile gedauert, bis mir das alles bewusst geworden ist: Vor allem die Erkenntnis, dass das Gehirn nicht von alleine wieder in ein „Normal-Programm“ zurückfindet. Nachdem ich mir nun mein „Notfall-Ausstiegsprogramm“ zurechtgelegt und angefangen habe, es umzusetzen, merke ich eine qualitative Veränderung.

Falls Sie bei sich bemerkt haben, dass auch Sie in eine Art „Notfallmodus“ gerutscht sind, können Sie sich gerne von meiner Liste inspirieren lassen und diese für sich nutzen.

Herzliche Grüße, bleiben Sie gesund, neugierig und offen und hoffentlich bis bald.
Ihre Kerstin Müller