In angespannten politischen Lagen, so wie aktuell im Russland-Ukraine-Konflikt, kann es dazu führen, dass sich Kinder Gedanken und Sorgen machen und auch Ängste erleben. Es passiert vieles in der Welt. Sie hören Gespräche mit, bekommen Informationen aus Nachrichten aus Fernsehen, Radio und Internet mit und merken auch, wenn Erwachsene ernster und angespannter sind als sonst. Kinder reagieren auf Veränderung von Atmosphäre schneller und oft auch intensiver als Erwachsene und bekommen viel mehr mit, als uns Erwachsenen oft bewusst ist.

 

Wenn Sie Kinder in dieser aktuellen Zeit bei der Bearbeitung ihrer Emotionen begleiten wollen, ist es wichtig, …
* die Kinder wahrzunehmen,
* ihnen zuzuhören,
* ihre Sorgen und Ängste ernst zu nehmen,
* gemeinsam kindliche Sorgen und Ängste zu regulieren (Ko-Regulation),
* Regulationstechniken anzubieten und gemeinsam anzuwenden
* und vor allem emotional erreichbar für die Kinder zu sein.

Wie kann so eine Begleitung aussehen?
* Fragen der Kinder ernst nehmen und mit ihnen ins Gespräch gehen, z.B. wenn ein Kind fragt:
„Was ist mit den Kindern in der Ukraine?“
* Nachfragen, was das Kind dabei beschäftigt.
* Die Gefühle der Kinder in Worte fassen. (Frau Prof. Dr. Gutknecht spricht hierbei von einem „unterstellenden Kontakt“.) Hier werden dem Kind Worte für seinen inneren Zustand angeboten. So lernt das Kind, die inneren Zustände immer besser einzuschätzen und voneinander zu unterscheiden.
* Kann das Kind das Gefühl bereits zuordnen, auf das Gefühl eingehen.
* Regulationstechniken anbieten (siehe unten).

Wenn Sie sich selbst Sorgen machen und Ängste haben, dann verleugnen Sie diese nicht vor den Kindern, sondern geben Sie Ihre Ängste/Sorgen zu: „Ja, mir macht das auch Sorgen/Angst.“ Die Kinder merken sowieso an Ihrem Spannungszustand, Ihrer Haltung und Ihrem Auftreten, dass Sie etwas belastet und Sie sich anders verhalten als sonst. So sind Sie authentisch und können für die Kinder als Vorbild gelten,
* dass Emotionen zum Leben dazu gehören,
* dass Emotionen reguliert werden können und
* welche Techniken helfen können, die Emotionen zu regulieren.

Wichtig: Kinder sollten nicht zusätzlich mit erwachsenen Ängsten und Sorgen belastet werden. Teilen Sie Ihre konkreten Ängste und Sorgen mit anderen Erwachsenen. Im Gespräch mit den Kindern geht es um die kindlichen Ängste und Sorgen.

Hier eine kleine Auswahl an Regulationstechniken für Angst und Sorgen zur Inspiration:
* Atemübungen: Die Angst/Sorge ausatmen, bis sich wieder alles leichter anfühlt. Der Fokus liegt auf dem Ausatmen.
* Die Angst aufmalen und über das Bild sprechen, evtl.im Gespräch zusätzliche Elemente malen, die helfen, die Angst zu besiegen. Wichtig: Das Kind malt selbst. Die erwachsene Bezugsperson ist begleitend dabei.
* Kuscheln, Nähe anbieten: In der Nähe vertrauter Bezugspersonen können sich Kinder leichter entspannen.
* Ein Kuscheltier oder anderes Regulationsobjekt suchen, an dem sich das Kind bei Angst festhalten kann bzw. dem es seine Sorgen erzählen kann.
* Gute Wünsche und positive Gedanken sammeln und dort hinschicken, wo sie gebraucht werden.
* Gemeinsames Beten: Den lieben Gott bitten aufzupassen, zu helfen und zu unterstützten.
* Wieder ins Handeln kommen: Gemeinsam mit dem Kind überlegen, was es tun kann, obwohl es Angst hat/sich Sorgen macht, z.B. ein Bilderbuch anschauen, ein Puzzle machen, beim Tischdecken helfen.

Ich hoffe, ich kann Sie mit meinen auf die Schnelle zusammengetragenen Gedanken unterstützen, dass Sie und Ihre Kinder gut durch die aktuelle Zeit kommen.

Mit den besten Wünschen und positiven Gedanken für alle, die in dieser Krise auf die ein oder andere Weise betroffen sind.

Herzliche und hoffnungsvolle Grüße an Sie alle.
Ihre Kerstin Müller